Greenwashing
Ein Artikel der Praktikantin Karen
Greenwashing?
Laut dem Umweltbundesamt stufen im Jahr 2019 68% der deutschen Bevölkerung Umwelt- und Klimaschutz als sehr wichtig ein. Dieses Interesse spiegelt sich im Kaufverhalten der Menschen wieder. So werden immer mehr nachhaltig beworbene Produkte gekauft und mehr Menschen hinterfragen ihre Konsumentscheidungen.
Nicht selten verlässt sich Mensch auf die Angebote im Markt und kauft Produkte, die ansprechend aussehen.
Dieses Phänomen erkennen auch Unternehmen. Um sowohl politischen Druck abzuschwächen als auch der Nachfrage auf dem Markt gerecht zu werden, betreiben immer mehr Unternehmen und Konzerne Greenwashing. Beim Greenwashing wird ein vermeintlich nachhaltiges Bewusstsein und somit ein ökologisches und grünes Produkt oder Verhalten beworben. Oft ist dieses umweltbewusste Denken im Produktionsverlauf jedoch nicht zu finden oder widersprüchlich zum restlichen Firmenkonzept.
Der Autor Bernhart Schöps schreibt in seinem Buch, bei Greenwashing handelt es sich um „eine Strategie, mit der sich Akteure durch die gezielte Verbreitung von Desinformation ein Image ökologischer Verantwortung zu verschaffen suchen.“
Greenwashing begegnet uns in vielen Lebensbereichen. Mithilfe verschiedenster Strategien inszenieren sich Unternehmen als verantwortungsbewusst:
Eine Strategie, bei der nach kurzer Recherche klar ist, ob Greenwashing betrieben wird, ist das Spenden von großen Geldsummen an Umweltschutzprojekte sowie Umweltaktionen beim Kauf bestimmter Produkte. Darunter fällt beispielsweise, wenn Konzerne, die die Öl- und Gasindustrie unterstützen und mit umweltschädlichem Wirtschaften Milliarden verdienen, Bäume pflanzen lassen oder für den Regenwald spenden. Hier ist wichtig zu erwähnen, dass die Spenden für Umweltprojekte ein Beitrag zum Natur- und Umweltschutz sind. So sollte die Unterstützung durch Unternehmen nicht grundsätzlich negativ bewertet werden.
Trotzdem, 70 % der weltweiten Treibhausgas-Emissionen sind auf nur 100 Konzerne zurückzuführen, stellt der Carbon Majors Report 2017 fest. Als Grundlage für diese Erhebung dient eine Datenbank mit öffentlich zugänglichen Emissionszahlen. Unternehmen wie diese sind es auch, die Gelder für den Klimaschutz spenden. Schon auf den ersten Blick wird hier deutlich, dass es sich nicht um nachhaltige Unternehmensumstrukturierung oder ökologische Absichten handelt, sondern es allein um das Image der Konzerne geht.
Eine weitere Strategie ist die Verwendung bestimmter Begriffe und Farben. Besonders Wörter wie "Green", "vegan", "sustainable", "Consious", "Care", oder "bio", "regional" zusammen mit einem grünen Schriftzug geben den Anschein, ein umweltfreundliches und menschenwürdig produziertes Produkt zu kaufen.
Ganz schön problematisch!
Viele Unternehmen schaffen es, durch Nachhaltigkeitskampagnen und Ausgleichskäufe von ihrer eigentlichen CO2-Belastung abzulenken. Dadurch vermitteln sie eine Verantwortungsübernahme, um sich vor politischen Maßnahmen zu schützen. D.h Unternehmen zeigen sich umweltfreundlich und wecken den Anschein, dass es keine politische Regulierungen am Markt brauche.
Die Macht, die große Unternehmen in der Wirtschaft haben, wirkt sich nicht nur politisch aus ,sondern blockiert auch den Weg für kleine Firmen mit tatsächlich nachhaltigen Produkten. Durch die niedrigen Preise der Großunternehmer*innen für angeblich nachhaltige Produkte wird die Nische besetzt.
Greenwashing ist eine Methode, die sich in einer rechtlichen Grauzone befindet. D.h. Kund*innentäuschung kann den Unternehmen nur dann vorgeworfen werden, wenn Werbeaussagen nicht der Wahrheit entsprechen. Somit haben Unternehmen einen großen Spielraum, um ihr Image nachhaltiger zu gestalten. Und damit lässt sich viel Geld machen: "Grüne" Produkte lassen sich teurer verkaufen.
Dabei darf trotz all dem nicht aus den Augen verloren werden, dass Unternehmen politisch und rechtlich die Möglichkeit zu diesem Handeln haben und teils durch den Staat geschützt werden.
Ohne Aufklärung über Greenwashing wird Mensch dazu verleitet, Produkte von umweltschädlichen Unternehmen zu kaufen und diese finanziell zu unterstützen.
Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse wirkt die angebliche, freiwillige Verantwortungsübernahme von großen Konzernen nur noch wie eine gut geplante Wirtschaftsstrategie.
Was tun gegen Greenwashing?
In diesem Artikel wollen wir euch an die Hand nehmen und schauen, wie sich Mensch vor Greenwashing und somit vor teuren, unökologischen Fehlkäufen schützen kann.
Als allererstes, teste dich selbst. In welche Öko-Fallen bist du bisher getappt und was für Produkten hast du eigentlich zuhause? Welche Lebensmittel sind beispielsweise in deiner Küche? Unter welchen Bedingungen sind sie angebaut oder produziert worden?
Damit hast du den wichtigsten Schritt gemacht. Sobald du diesen gehst, bist du dir bewusst über die Dinge, die du konsumierst und hast Interesse daran, dich mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen.
Im nächsten Schritt wollen wir uns Siegel anschauen. Welche Siegel sind überhaupt vertrauenswürdig und wofür steht das Siegel auf deinem Essen, dem Shampoo oder in deiner Hose?
Greenpeace hat genau dafür zwei Gütezeichen Guides erstellt. Der Guide für Drogerieprodukte zeigt, welche Siegel auf Produkten wofür stehen, wie vertrauenswürdig und umweltfreundlich diese sind und stuft die Siegel zur Orientierung für die Konsument*innen ein. Ähnlich funktioniert der Gütezeichen Guide für Lebensmittel.
Hier werden Siegel nach Vertrauenswürdigkeit für die Konsument*innen sowie hinsichtlich ihres Beitrages zum Umwelt- und Gesundheitsschutzes bewertet.
Ein weiterer Schritt, um sich vor vermeintlich nachhaltigen Produkten zu schützen, kann das kritische Hinterfragen von Werbebotschaften sein. Denn nicht alle Produkte, die grün verpackt sind, sind wirklich nachhaltig. Gibt es vielleicht Kleingedrucktes, auf das ich achten sollte? Oft nutzen Unternehmen grüne Verpackungen und naturnahe Werbung als Verkaufsstrategie und Werbung.
Wenn du dir unsicher bist, kannst du immer schauen, wie viel Transparenz tatsächlichgegeben ist.
Dabei kannst du dir diese Fragen stellen:
Kann ich problemlos nachschauen, wo und wie die Produkte produziert wurden?
Ist die Recherche verwirrend und undurchsichtig oder ist alles einfach zu finden?
Ist der ganze Produktionsverlauf einzusehen oder weißt das Produkt nur in den letzten Schritten nachhaltige Aspekte auf?
Quellen:
- Greenpeace Gütezeichen Guide: (https://konsum.greenpeace.at/guetezeichen/)
- Carban Majors Report 2017: (https://b8f65cb373b1b7b15feb-c70d8ead6ced550b4d987d7c03fcdd1d.ssl.cf3.rackcdn.com/cms/reports/documents/000/002/327/original/Carbon-Majors-Report-2017.pdf?%C3%96ffnet)
- Umweltbundesamt – Umweltbewusstsein: (https://www.umweltbundesamt.de/daten/private-haushalte-konsum/umweltbewusstsein-umweltverhalten#stellenwert-des-umwelt-und-klimaschutzes)
- Bundesministerium für Umwelt, Natur und nukleare Sicherheit: (https://www.bmu.de/jugend-planet-a/wissen/details/produktsiegel-garantiert-gut/)
- Natracare Blog – Greenwashing: (https://www.natracare.com/de/blog/greenwashing-und-lesen-sie-umweltzeichen/)
- Quarks – Darum ist Greenwashing ein Problem: (https://www.quarks.de/umwelt/klimawandel/darum-ist-greenwashing-ein-problem/)