Parklet & Klimastreik
Am 2. März haben wir gemeinsam mit den Initiativen Essbarer Campus und Lastenräder für Lüneburg sowie der Gruppe 4 des Seminars "GrünBlaue Stadt Lüneburg" an der Leuphana ein Parklet aufgebaut.
Wir haben die Parklücken gemütlich umgestaltet mit kuscheligen Möbeln aus dem "Plan B", bunten Girlanden und unseren JANUN-Wimmelbildern, uns vernetzt und u.a. "Fahrradbus-Führer*innenscheine" und eine Soundtrailer-Einweisung gegeben. Danke an Essbarer Campus und Lastenräder für Lüneburg--es war voll schön mit euch!
Das Parklet fand als Mini-Experiment während der Konferenzwoche
an der Leuphana statt, im Rahmen der abschließenden Vorstellung
der "Zukunftsstadt 2030+"
- März. Etwas frösteln taten wir schon, als Freddy, mein Mit-FÖJtie, und ich den Fahrradbus samt Pavillon zur Leuphana fuhren.
Ich hatte mich sehr auf die Aktion gefreut, fing jedoch bei der Kälte und dem grau-bewölkten Himmel an, daran zu zweifeln, dass wir es wirklich gemütlich genug würden gestalten können, dass Menschen länger bei uns verweilen würden statt sich lieber schnellstens in warme Innenräume zu retten.
Ich sollte mich irren.
Doch der Reihe nach...
Ein paar Wochen zuvor wurden wir und andere Inis angefragt, ob wir während der Konferenzwoche ein Parklet gestalten möchten. Der sogenannte Parking Day, der auch dieses Jahr deutschlandweit am 15. September stattfinden wird und bei dem oft ganze Straßenzüge bunt und kreativ nachhaltig gestaltet werden, war mir zwar ein Begriff, aber ich konnte mir unter einem Parklet trotzdem nicht gleich etwas vorstellen.
Tatsächlich bedeutet es aber genau das: eine größere Parklücke umzunutzen, sie so zu gestalten, dass Menschen Lust bekommen, sich dazu zu setzen und aktiv mitzumachen.
Diesmal bloß für einen Tag als Mini-Experiment, doch mit Blick auf eine baldige gänzliche Umnutzung, da die Leuphana langfristig autofrei werden soll.
Klingt spannend? Fanden wir auch!
Mit den Inis Essbarer Campus und Lastenräder für Lüneburg kamen wir in einer Chatgruppe zusammen, in der eifrig Ideen gesammelt wurden.
Wir haben schnell gemerkt, dass die Ideen total gut zusammenpassen. Der Essbare Campus hat Samen und alte Hafermilchkartons zum selbst Wildblumen säen und Gemüse-Setzlinge ziehen mitgebracht. Wir haben uns passend zum Thema Mobilitätswende für unsere RadMobi und den Fahrradbus entschieden. Denn es müssen ja nicht nur Parkplätze umgestaltet werden, sondern vorallem auch die Art, wie Menschen zur Uni gelangen. Z.B. mit einem Nebeneinader-Tandem wie dem Fahrradbus, der von allen gefahren werden kann, die einmal den Fahrer*innenschein dafür bei uns gemacht haben...
Deshalb hatten wir neben Liegestühlen und einem Pavillon nun auch unausgefüllte Fahrradbus-Formulare im Gepäck und strampelten fröhlich die Uelzener Straße zur Uni rüber.
Ein herzliches Hallo vor Ort und schon trugen wir von der einen Seite die ersten Bänke über das Uni-Gelände und von der anderen kuschelige bunte Polster-Sessel aus dem Plan B, während aus dem Soundtrailer bereits Musik zum Zentralgebäude der Uni herüberschallte.
Den Möbeln folgten nacheinander Blumenkübel, bunte Girlanden, Wimmelbild-Banner, Kreidemalereien...in etwa 40 Minuten verwandelte sich die triste graue Parklücke in ein buntes Außen-Wohnzimmer.
Und auch wenn bei wärmeren Temperaturen sicherlich wesentlich mehr Menschen auf dem Gelände unterwegs gewesen wären ergo uns überhaupt gefunden hätten, blieben immer wieder welche bei uns stehen, ließen sich mit einem Kaffee auf den Liegestühlen nieder oder fuhren den Fahrradbus Probe.
Ein paar Male wurde unser Parklet auch beinahe umgefahren--der Platz war zwar für den Zeitraum extra gesperrt worden, das Hinweisschild wurde jedoch teilweise übersehen oder ignoriert.
Das zeigt einmal mehr, dass kurzzeitige Experimente zwar super cool sind und viel Kreativität und Austausch ermöglichen, es aber für eine wirkliche Veränderung vorallem eine dauerhafte Umgestaltung und alternative Mobilitätsangebote in der Stadt braucht. Parkplätze einfach nur zu streichen ist bei Weitem nicht genug, es braucht eine Umgestaltung die wirklich nachhaltig ist und von vielen Menschen genutzt und gestaltet werden kann. Und auch für jene, die nicht das Rad zur Uni nehmen können oder möchten, ausreichend ÖPNV-Angebote, idealerweise kostenlos, die es nicht nur möglich sondern auch einfach machen, ohne Auto mobil zu sein, gerade, wenn Menschen einen längeren Weg haben.
Viele Gruppen und Engagierte konzentrieren sich gerade auf die dringend notwendige Mobilitätswende und dabei geht es schon lange nicht mehr um E-Mobilität oder Ladesäulen, sondern vorallem um Strukturwandel, kostenlosen ÖPNV, bei dem die Beschäftigten faire Löhne erhalten, ÖPNV für ländliche Regionen, Sharing-Angebote wie Carsharing und ein Umdenken in vielen Bereichen. Viele internationale Beispiele zeigen längst, dass das möglich ist und wie viel mehr Platz für Menschen und für Kultur da ist, wenn dieser Platz nicht von großen schweren Autos eingenommen wird.
Darum fand ich dieses kleine Gedankenexperiment sehr schön.
Danke an alle, die dabei waren! Es war ein super schöner Tag mit euch und so mit Decken und Schals und leckerem veganen Schokokuchen trotz der Kälte richtig gemütlich und einladend.
Bis nächstes Mal :)