Das Herbstspektakel & Umweltcamp von JANUN und BUNDjugend Niedersachsen war eine ganz besondere und sehr schöne Erfahrung und wird vermutlich allen Beteiligten lange im Gedächtnis bleiben.
Dieses Jahr beschäftigte sich der Jugendkongress mit Fragen rund um die Themen Flucht, Asyl und den Ursachen von Flucht. Es war dabei dem Organisationsteam von JANUN und BUNDjugend ein besonderes Anliegen, dass nicht über, sondern mit geflüchtete(n) Menschen gesprochen werden sollte und dass diese gleichberechtigt teilnehmen und sich möglichst wohl fühlen können. Aus diesem Grund fand der Kongress dreisprachig statt – es gab immer arabische und oft auch englische Übersetzungen – und das Programm wurde mit Sport-, Musik- und Kreativworkshops so aufgelockert, dass einwandfreie Deutschkenntnisse keine Voraussetzung für die Teilnahme waren. Bereits im Vorfeld hatten Fahad und Nele aus dem Orga-Team Kontakt zu geflüchteten Jugendlichen in Niedersachsen aufgenommen, um deren Ideen und Wünsche mit einbringen zu können sowie sie zum mitmachen zu motivieren.
Der Kongress selbst, der sich dank dem verlängerten Wochenende von 
Freitag bis Montag erstreckte, war schließlich ein lehrreiches, 
bewegendes und berührendes Erlebnis. Es gab mehrere inhaltliche 
Workshops, beispielsweise zur Rolle weißer Aktivist*innen auf der 
Balkanroute, zu ökologischen Fluchtursachen. Fahad Al Hutaimi, der den 
Kongress mit vorbereitet hatte, berichtete in dem Workshop „Grenzen im 
Kopf und/oder zwischen Ländern?“  von seiner eigenen Flucht und sprach 
über Vorurteile und dem eigenen Kulturshock. Die Teilnehmer*innen 
diskutierten und reflektierten: Wer sind eigentlich „die Flüchtlinge“, 
über die die Medien so generalisierend berichten? Was sind meine eigenen
 Bilder und Vorstellungen von ihnen?
Darüber hinaus gab es viel Raum für Austausch und Kennenlernen. Wir 
lernten beim AcroYoga und beim Zirkusworkshop, einander zu vertrauen und
 menschliche Pyramiden zu bauen, wir spielten Federball, Basketball oder
 Fußball, und sobald irgendwo Musik lief, wurde getanzt. Auf der offenen
 Bühne am Samstagabend konnten alle ihre unterschiedlichen Talente 
präsentieren: Tänze und Akrobatik sowie Musikalisches – ruhige 
Gitarrenklänge wechselten sich mit Rap oder Trommel-Jamsessions ab.
  Natürlich gab es auch ernste Töne. Wer ein Seminar zum Thema Flucht veranstaltet, darf Krieg, Vorurteile, Fremdenfeindlichkeit und Umweltzerstörung nicht verschweigen. Letztendlich gab es auch sehr emotionale Momente, zum Beispiel, als wir am Montagvormittag unsere Hoffnungsmomente aus dem Wochenende miteinander teilten. Viele bedankten sich für die schöne Gemeinschaft und das Gefühl, einander mit Freundschaft und Respekt begegnet zu sein. Eine Aussage fasste es letztendlich gut zusammen: „Es gibt Menschen, die du mit der Zeit vergisst – und es gibt Menschen, mit denen du die Zeit vergisst“. Letzteres war an diesem Wochenende definitiv der Fall. Ein Teilnehmer bedankte sich mit den Worten „Ich habe mich, seit ich in Deutschland bin, zum ersten mal wie ein Mensch gefühlt und nicht wie eine Nummer“.
Letztendlich hatten wir das Gefühl, an diesem Wochenende einiges geschafft zu haben: Die Grenzen in den Köpfen zu überwinden und zu einer Art großen Familie zu werden. Wir hoffen, dass wir uns bei vielen weiteren Veranstaltungen wiedersehen!
(Text von Maria Kaiser)