Eindrücke von der KLP

Kulturelle Landpartie-mit der BUNDjugend im Wendland

Lübeln, Wilde Wiese Wendland
Faaahrad fahren BUNDjugend Nds

Sonne, Zelte, Porridge, Musik und Tomatenmark

Ein paar Tage draußen sein, so viele unterschiedliche Eindrücke sammeln, in einen See springen, einen Bauwagen zeichnen, Walnüsse essen, ganz viel Lachen.

Sich mal mit heftigen aufwühlenden Themen auseinander setzen, mal ausruhen, mal wild tanzen, mal treiben lassen zwischen den Orten ohne festen Plan. All das ist wichtig und war Teil dieser Tage im Wendland.

Wir haben gelernt, dass das Wendland wunderschön ist, dass es auch viel idealisiert und romantisiert wird von all den Stadtmenschen, die es in diesen 2 Wochen besuchen, dass Bahnfahren mit Fahrrädern eine Challenge ist und dass wir nächstes Jahr unbedingt wieder gemeinsam hinwollen.

gemeinsam Kochen
Ausstellung Hambi, Danni, Lützi

Die anderen sind teils morgens, teils am Tag vorher angekommen, ich bin mit einigen JANUN- und anderen Menschen aus Lüneburg in einem vollgestopften Regio, halb über meiner Fahrradtasche baumelnd nach Schnega gefahren und von dort aus mit meinem Hollandrad und einer Person auf einem ebenso geländeuntauglichen Drahtesel 2 Trekkingrädern mit 14 Gängen (oder so) hinterher gestrampelt nach Meuchefitz. Hat trotz Schwitzen riesigen Spaß gemacht.

Das Wetter war traumhaft und wir sind an Wiesen voller Sträucher, zum Glück noch nicht gemäht, vorbeigeflogen. Zum Glück noch nicht gemäht meine ich wegen der Rehkitze, Insekten und was sonst noch so im Mai auf ungemähte Wiesen angewiesen ist.

In Meuchefitz begrüßten uns Banner mit #freelina, ein Zeltplatz voller Apfelbäume und an einem davon eine im seichten Wind schaukelnde BUNDjugend-Flagge.
Ein anderer BuJu-Mensch war ebenfalls gerade angekommen, die anderen waren gerade bei einem Programmpunkt.

Wir gingen erstmal mit den Lüneburgis zum "Lastercafé", bekamen köstlichen veganen Cappuccino und futterten unsere Brotdosen leer. Wir hatten einiges an Buchweizen, Buchweizen und Kuchen auf Buchweizenbasis dabei. Das lag an der letzten SoKü im Anna & Arthur in Lüneburg und dem wirklich großen Topf voller...

Ich schweife ab. Zelte aufbauen solange es hell ist ist immer eine gute Idee. Das taten wir, beobachtet und begleitet von einer kleinen getigerten Katze mit hängener Zunge, die zum Platz gehört. Sie blieb völlig gelassen, während wir um sie rumwuselten.

Meuchefitz ist ein besonderer Ort. Man kann die Anti-Atombewegung und die lange Zeit, in der Aktivismus diesen Ort hat wachsen lassen, spüren. Es war so voll und auch laut, eine typische Festivalstimmung einerseits, doch andererseits hatte es auch viel von einem Aktivisti-Camp. Die Orte bei der kulturellen Landpartie sind wie das Programm sehr unterschiedlich. Beim Durchlesen des Programmheftes bin ich auch mehrmals stutzig geworden, weil neben vielen wirklich großartigen Sachen auch einiges an Schwurbelei dabei zu sein scheint...

Das Programm genau anzusehen und sich Gedanken zu machen, wo man hin möchte, ist auf jeden Fall eine Empfehlung.

Wir blieben den Abend alle in Meuchefitz und genossen das Kabarett von Sunna Huygen. Einfach großartig, wie sie es schafft in ihrem neuen Programm zu Ozeanen Themen wir Fischsterben, Tiefseebergbau und Hai-Finning aufzubereiten und zugleich den Ernst und die Dringlichkeit davon rüber zu bringen wie auch trotzdem etwas so Unterhaltsames aus dem Abend zu machen. Klasse!

Ein paar Stunden später saß ich mit der BuJu im Kreis zwischen unseren Zelten und wir besprachen, uns am nächsten Morgen zum Frühstück zu treffen.

Meuchefitz
Ena Fölz

Die Vögel weckten mich früh, aber auf sehr angenehme Weise, und einige Menschen waren schon dabei, Porridge mit Obst zuzubereiten; in einem niedlichen kleinen Wasserkessel köchelte Wasser für Tee.
Ich packte meine Espressokanne dazu. Zum Glück waren sowohl Tee- wie Kaffeemenschen da, somit konnten wir das prima aufteilen. ;)

Voll schön fand ich, dass ich obwohl ich einige Menschen nur wenig kannte, z.B. vom JANUN KoRa oder von der FINITE-Filmtour, gleich so warm aufgenommen wurde. Mitgebrachte Lebensmittel, Zeckenspray und Sonnencreme wurden geteilt, gemeinsam haben wir uns das Programm angeschaut und geschaut, wer wohin möchte.

Auch die Tage darauf kamen wir morgens und abends zusammen und teilten uns zwischendurch in kleine Grüppchen auf, die zu verschiedenen "Wunderpunkten" der KLP radelten oder auch in Meuchefitz blieben und dort das Programm besuchten.

Ein paar Workshop Highlights von uns habe ich hier mal gesammelt:

"Zur Windrad-Besteigung waren viel mehr Menschen da, als ursprünglich angedacht. Von angedachten 20 Menschen waren 50 da. Die Windenergie-Anlage, die hochgeklettert wurde, gehört einer Bürger*innenenergiegenossenschaft im Wendland. Die Anlage ist schon Stolze 27 Jahre alt und entsprechend auch grob 50 Meter bis zur Gondel hoch. Mit vielem Leitersteigen oben angekommen, war die Aussicht sehr schön und konnte sogar bis nach Meuchelfitz sehen."


"Mir gefielen am besten die Kompanie CircO aus Hannover mit Vom Hinfallen und Aufstehen, einem Mix aus Akrobatik, Theater und Musik. Einmal wegen des Themas und weil es so viel Freude gemacht hat zuzuschauen (Salderatzen). Und der Vortrag zur Perspektive der Frauen im gewaltfreien Widerstand im Sudan von der KURVE Wustrow e.V. (Diahren). Dabei ist mir bewusst geworden, wie wenig ich über den Sudan und die politische Situation dort weiß, von ein paar Fetzen aus den Nachrichten abgesehen. Der Vortrag war sehr sensibel moderiert und den Betroffenen wurde Raum gegeben ihre eigene Perspektive zu erzählen. Ich war sehr dankbar und zugleich aufgewühlt danach. Mitgenommen habe ich diese Petition--es fühlt sich nach sehr wenig an, aber vielleicht eine Möglichkeit, auf das Thema generell, welches gerade weitgehend ignoriert wird, aufmerksam zumachen, also gerne teilen!" :)


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Kompanie CircO

"Mir hat der Workshop „Wehrhaft ohne Waffen? Wie kann das gehen?“ mit der KURVE Wustrow besonders gut gefallen. Es handelt sich dabei um eine Kampagne zu sozialer Verteidigung, u.a. mit einer Modellregion im Wendland. Wir haben uns mit den Fragen beschäftigt:

-Was wollen wir verteidigen?

-Wie wollen wir uns verteidigen? Welche Alternativen gibt es hier militärischen Verteidigung?

Spannend dabei: --> keine*r von uns Teilnehmenden hat Ländergrenzen/Territorien als etwas angehängt, was wir verteidigen wollen."

"Bei dem Utopie-Theater-Workshop-Könnten, dürften, wollten haben wir verschiedene Übungen und unter anderem Improvisationstheater gemacht. Das ganze Programm war zunächst nicht direkt an das Thema Umwelt angelehnt, die anleitende Person hat zum Ende hin jedoch ein spannendes Fazit gezogen: Auch wenn alles um uns herum nach Chaos und Dystopie schreit, können wir uns unsere eigenen kleinen Utopien, wie auch innerhalb des Workshops, selbst erschaffen. Eine Übung, die wir ganz am Anfang gemacht hatten, hat mir auch sehr gut gefallen: Wir sollten unsere Hände verschränken und bewusst wahrnehmen, welcher Daumen oben liegt. Daraufhin sollten wir unsere Finger so verschränken, dass der andere Daumen oben ist und reflektieren wie sich das anfühlt. Die meisten haben gesagt, es fühle sich ,,falsch", ,,komisch" oder ,,ungewohnt" an. Die leitende Person meinte daraufhin, dass sich manche Dinge im übertragenden Sinn erst einmal genauso, also ,,komisch", ,,falsch" etc. anfühlen, sie aber immer normaler werden können, je häufiger mensch sie wiederholt. Ich fand das eine sehr schöne Metapher und denke, dass sie auch auf den Umweltschutz übertragen werden kann, denn auch wenn dieser kraftaufwendig sein kann und man dafür häufig seine Komfortzone verlässt, kann er für alle Menschen, auch außerhalb der Buju, mit der Zeit zur Gewohnheit werden.

Wilde Wiese Wendland
Snacks unter dem Baum BUNDjugend Nds

Raus aus der Stadt zu sein, einfach mal wieder zu atmen, im See Frösche beim Ableichen zu beobachten, tut gut. Es ist nicht so, dass man keine Autos hört. Und der ÖPNV ist schwierig. Und es gibt eine Menge Gründe, warum ich gerade ganz gerne in einer Kleinstadt wohne. Daher will ich das gar nicht idealisieren. Aber diese 4 Tage so viel draußen zu sein, draußen zu essen, sich zu bewegen, weite Strecken mit dem Rad zu fahren, obendrein mit so tollen Menschen, hat unfassbar gut getan.

Meuchefitz in der Nacht
Laster-Café

In Salderatzen, nur ein kleines Stück neben Diahren waren wir auch immer wieder, weil dort so viel Spannendes stattfand.

5 Tuben (oder waren es mehr) Tomatenmark mit Nudeln und Olivenöl wird draußen zum Gourmet-Food. Zum Glück gab es auch glutenfreien Buchweizen, ha ha.

Genauso Porridge mit leckerer Marmelade aus Lübeln, dem Rundlingsdorf, in dem wir zu Zweit Qi Gong kennengelernt und uns am See über das Zeichnen und Kunst unterhalten haben. Ein Rundlingsdorf heißt so, weil es in der Mitte einen Kern, eine Art Dorfplatz gibt, um den die Höfe angeordnet sind, und von dem aus die Straßen/Wege in alle Richtigen gehen, ein rundes Dorf, in dem alles in der Mitte zusammenläuft. Es gibt ca 100 Rundlingsdörfer im Wendland!

Kompanie CircO
am See

Einige von uns reisten am Samstag ab. Den Sonntagmorgen verbrachten wir Verbliebenen mit Abbauen und früh aufbrechen, um noch in den See zu springen vor der Fahrt zum Bahnhof. Das Wasser war bitterkalt und wunderbar erfrischend, danach waren alle wach. Und hungrig.
Eine gute Idee, bei dem heißen Wetter einmal abzukühlen!
Nach einer kleinen Essenspause radelten wir gemütlich weiter, genossen die Sonne, auch wenn die Temperaturen uns ins Schwitzen brachten und pausierten zwischendurch unter einer großen schattigen Eiche, unter der auf einem großen Holztisch eine Kiste mit Walnüssen und einem Nussknacker stand. Auf dem Schild daran stand, dass sie für alle Rastenden sei und sie schmeckten köstlich. Während wir Nüsse knackten, reflektierten wir ein bisschen über das Narrativ der "deutschen" Eiche, wie dieser eigentlich so schöne Baum doch gerne von Rechten als "typisch" Deutsch missbraucht wird. Diesem Baum sind Ländergrenzen zwar völlig schnuppe, aber wie so manche Wörter oder Teile der Geschichte, verdrehen jene, die sich null mit Geschichte oder mit Botanik auseinandersetzen gerne die Tatsachen und tun damit sowohl der Geschichte wie der Eiche arg Unrecht.

Die Tour--- ca 23-24km--- machte Spaß und wir kamen schneller am Bahnhof in Schnega an als gedacht. Wir waren darauf eingestellt, dass wir vielleicht in einen Zug nicht mit den Rädern reinkommen würden. Nach dem zweiten Zug, der ohne uns weiterfuhr, teilten wir uns auf. Einige radelten noch den langen Weg nach Uelzen, wir anderen warteten und das noch bis fast 21 Uhr. Einige Mitfahrende erzählten uns, dass das seit über 10 Jahren immer dasselbe sei und die Veranstaltenden der KLP viele Gespräche mit der Bahn geführt hätten. Ein Beweis mehr, dass die Nachfrage nicht das Angebot macht, liebe Herren Wissing und Lindner!
Nicht nur zur KLP, wir brauchen zuverlässigen verfügbaren ÖPNV, und zwar mit genug Platz für Fahrräder, Kinderwägen und Rollstühle, barrierefrei!

am Gasthof Meuchefitz
Abreise

Von der etwas komplizierten Bahnfahrt abgesehen war es eine wundervolle Zeit, und die KLP ist wirklich eine Reise wert!!

Wir haben alle viel mitgenommen und das Wendland genossen.

Bis zum nächsten Mal!