Bericht von der LCOY-Junge Klimakonferenz

local conference of youth, Germany; 28.-30. Oktober 2022, Leuphana-Campus, Lüneburg

Wir waren gemeinsam mit unserer JANUN-Lüneburg-Gruppe WELTbewusst-Ernährungsbewusst Lüneburg und der BUNDjugend Niedersachsen auf der jungen Klimakonferenz, die dieses Jahr vom 28.-30.10. auf dem Leuphana-Campus stattgefunden hat. Ihr vielleicht auch?

Falls ja, ist euch sicherlich auch das unfassbar vielfältige Programm begegnet und vielleicht fiel es euch ebenso schwer, euch zu entscheiden, zu welchem Workshop oder Event ihr als nächstes gehen solltet. Wir haben auf jeden Fall reichlich Eindrücke gesammelt und viel Spaß gehabt. Somit erzähle ich mal ein wenig davon:

Freitagabend. Im futuristischen Zentralgebäude der Leuphana-Uni flitzten Menschen in blauen T-Shirts aufgeregt hin und her, Equipment wurde von einem Raum in den anderen getragen, bunte Bänder Ankommenden umgebunden; über 1000 Klimaaktivist*innen und Expert*innen tummelten sich an diesen 2 Tagen in Lüneburg—die junge Klimakonferenz Deutschland fand zum ersten Mal bei uns statt.

"Ich war 2022 bei der LCOY in Lüneburg um mehr über die Themen Klima und Umwelt zu lernen. Ich fand dort die Podiumsdiskussionen sehr spannend und informativ , zusätzlich war es eine tolle gemeinsame Zeit mit den Menschen dort," erzählte Nike, FridaysforFuture-Aktivistin.

Das vergangene Jahr hatte sie noch online stattfinden müssen. Wie spannend, dass nun all die Menschen bei uns waren!

Ich war am Freitag und Samstag mit WELTbewusst da, unserer konsumkritischen JANUN-Lüneburg-Gruppe und wir hatten die letzten Tage damit verbracht, die digitale Actionbound-Campusrallye zu aktualisieren und zu bewerben. Das Programm der LCOY hatte uns bereits auf der Website beeindruckt—es war wirklich eine überwältigendes Auswahl, bestehend aus Workshops, Vorträgen, Seminaren, Spielen, interaktiven Gesprächsrunden und, ähnlich unserer Rallye, noch Sachen, die man jederzeit digital machen konnte. Immer liefen mehrere spannende Sachen parallel, sodass ich zugeben muss, dass es eine ziemliche Qual der Wahl war; ich hätte nur zu gerne einen Zeitumkehrer in petto gehabt, wie Hermine in Harry Potter, um noch an viel mehr teilnehmen zu können. Somit traf es sich gut, dass wir von JANUN zu mehreren vor Ort waren; so konnten wir uns gut aufteilen und einander berichten. Auch Freund*innen aus der Lüneburger Klimagerechtigkeitsbewegung waren natürlich viele da und dementsprechend verbrachten wir unsere Essenspausen-neben dem Verzehr von übrigens seeehr leckerem Essen- damit, uns aus den verschiedenen Slots zu erzählen.

Bei "Klimakrise = Medienkrise? Die Rolle des Journalismus neu denken" ging es z.B. um die Verantwortung, die Journalismus in der Klimakrise hat und es wurden von Lukas Bayer (u.a. Leitung von klimareporter.in) aus unterschiedlichen Medien Beispiele zur Berichterstattung über Klimafakten und Klimaprotest gezeigt; bei der Ampeldiskussion wurde der Teilnehmende von der FDP ersetzt durch Maximilian Becker von der Linken--zugegeben nicht mehr so gaaanz ne Ampel, weder farblich noch politisch gesehen, aber dennoch ein guter Schlagabtausch.

Leider fehlten bei der LCOY übrigens auch unser Verkehrsminister Volker Wissing und unser Agrarminister Cem Özdemir, die beide angekündigt waren, aber wohl sehr kurzfristig abgesagt haben. Ich hätte beiden gerne mal ein paar Fragen gestellt.
Die wunderbare Illustratorin Sarah Heuzeroth erzählte uns im Workshop zu Klimaillustration von ihrem Werdegang, warum man sich nicht entmutigen lassen sollte in dem was man machen möchte und warum Bilder und Illustrationen so wichtig sind, um Fakten und komplexe Krisen anschaulich zu machen. Am Abend dann spielten wir zu etwa 50 Leuten Verstecken um das Zentralgebäude herum. Einige waren leicht enttäuscht, dass es nicht im Zentralgebäude stattfand; aber vielleicht auch ganz gut so, sonst säßen einige nie Gefundene bestimmt jetzt noch dort. Psst: die leichteste Art, sich zu verstecken, war, sich einfach mega offensichtlich an einen Tisch zu setzen und so zu tun, als hätte man nie mitgespielt. ;D
Am Samstag hängten wir von WELTbewusst überall unsere QR-Codes für die Campus-Rallye aus und stellten diese im Open Space, einem Raum voller Pinnwände mit angepinnten Ideen, Buchtipps, Gedankennotizen; Abstimmungsmöglichkeiten und Flachwitzen, vor. Danach sahen wir einige Menschen mit der Actionbound-App über den Campus spazieren und hoffen, dass es allen Spaß gebracht hat! Ihr habt die Rallye verpasst? Ihr könnt weiterhin daran teilnehmen, ganz unten findet ihr den QR-Code :)

"Am Ende des Tages bin ich sehr inspiriert und bestärkt nach Hause gegangen mit dem Gefühl, dass wir als Gemeinschaft definitiv Veränderung bewirken können," so Caro von WELTbewusst Lüneburg.

Die Entfernungen, die zwischen den Workshops lagen, waren wahrlich nie groß; genaugenommen fand fast alles im Zentralgebäude statt—wer jedoch dieses Gebäude kennt, besonderes jene, die es wie ich nicht sonderlich gut kennen, weiß, dass es ein Labyrinth aus nummerierten Räumen, Gängen und Türen ist; man weiß nie, ob sich hinter der nächsten Tür ein Raum oder ein weiterer Gang verbirgt und es kann passieren, dass 4 Menschen in einem Raum stehen, aber alle unterschiedlicher felsenfester Überzeugung sind, was dessen Raumnummer betrifft . Ich wurde von sehr vielen Menschen nach dem Weg gefragt, also falls sich wer deshalb noch mehr verlaufen hat: Sorry dafür!

Ein Workshop, eher eine Diskussionsrunde, zu "Klimaaktivismus in der Krise" ist mir besonders in Erinnerung geblieben, da dort viele Themen, wie Ausbrennen von Aktivist*innen, fehlende Diversität in der Klimagerechtigkeitsbewegung und die Unterschiede von den jeweiligen Bewegungen diskutiert wurde. Sicherlich hat da jede*r sehr unterschiedliche eigene Erfahrungen gemacht, genau darum fand ich es spannend und wertvoll, dass so wertschätzend diskutiert und einander zugehört wurde und auch wenn Diskussionen oft ermüdend sind, hat es diesmal eher positiv bestärkt, vielleicht, weil es nicht darum ging, eine Lösung zu finden oder zu irgendeiner Schlussfolgerung zu kommen, sondern eher um Perspektivwechsel und darum, einander mal zuzuhören und andere Meinungen zu akzeptieren, zumindest war das mein persönlicher Eindruck.

Ein wichtiger Punkt bei der Diskussion war, dass die Bewegung zu weiß, zu akademisch und insgesamt viel zu undivers sei. Das stimmt allerdings. Und so gut und essenziell es ist, das zu realisieren und sich einzugestehen, dass wir da ein riesiges Problem haben in der deutschen Umwelt- Klima- und linken Bewegung, habe ich oft das Gefühl, dass es über diese Feststellung selten hinausgeht und wenig getan wird, damit sich das ändert. Selbst wenn es zur Sprache kommt, lautet dann der Narrativ meist "wir sind hier/ sind in der Bewegung alle weiß und akademisch" und es wird vorausgesetzt, dass das alle im Raum betrifft. Oft ist dem vielleicht auch so, aber solange wir das voraussetzen, wie sollen sich Menschen, die nicht in dieses Profil passen, wohlfühlen?
Den Fakt, dass wir eine Bubble sind und viel diverser werden müssen, anzuerkennen, ist natürlich schonmal ein sehr wichtiger Schritt, aber es ist vielleicht genauso wichtig, nach den Ursachen zu schauen und danach, was wir als Bewegung anders machen können.. Z.B. wichtige Termine in der Klimabewegung nicht nur nach Semesterfereien orientieren, Menschen lieber fragen, wie sie sich engagieren statt was sie studieren oder mehr BIPOC*-Menschen als Referent*innen einladen.

Oder Klimakonferenzen auch außerhalb der akademischen Bubble bewerben ... Ich hatte das Gefühl, dass die LCOY noch etwas weniger divers war als andere Veranstaltungen in der Klimagerechtigkeitsbewegung. Sie war für alle offen, doch allein der Umstand, dass sie an einer Universität stattfand und soweit ich es mitbekommen habe, vorallem innerhalb der Klimabubble und an Unis beworben wurde, mag vielleicht dazu beigetragen haben, dass sich nicht alle angesprochen gefühlt haben.
Da uns die Klimakrise jedoch alle betrifft sollten Engagement, Ehrenamt, Teilhabe und Aktivismus für alle offen sein und möglich gemacht werden. Wenn wir uns anschauen, wie es gerade mit der Klimakrise aussieht, braucht es nämlich jede*n Einzelne*n und all das, was wir gemeinsam bewirken können, um etwas zu verändern.

Nichtsdestotrotz habe ich die LCOY als ein großartiges Vernetzungsevent empfunden, mit so vielen spannenden Bildungsangeboten, und mehrere nachhallende Gespräche mit Aktivist*innen aus anderen Orten gehabt, z.B. vom Klimacamp Nürnberg; mal beim Essen, mal bei den Workshops, oder auch mal als wir zu Dritt beim Verstecken partout nicht gefunden wurden. Vieles davon wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.

Ein Riesen-Dank an die Orga-Menschen und alle, die mitgewirkt haben! Ihr habt da so viel auf die Beine gestellt!

Der Abschluss, sozusagen das i-Tüpfelchen, war dann der Markt der Möglichkeiten. Gemeinsam mit der BuJu (BUNDjugend) Niedersachsen hatten wir einen Infostand und haben dabei einige neue Interessierte gewonnen. Wir wechselten uns ab am Stand, sodass wir zwischendrin die anderen Stände besuchen und Soli-Fotos für Lützerath (bei der GreenpeaceJugend) machen konnten. Die Stände waren auf 3 Räume verteilt und es gab dieses coole Jahrmarkt-Gefühl mit all dem was es zu entdecken gab, den Initiativen, Vereinen und Gruppen, die sich vorgestellt haben.

Lustigerweise fand sich die exakt gleiche wunderbare JANUN/BuJu-Zusammensetzung spontan wieder zusammen beim Katzenstraßenfest einige Wochen später, als wir vor dem Heinrich-Böll-Haus gemeinsam Briefumschläge aus alten Zeitschriften und Straßenatlanten bastelten. <3

Die Zeitung erwähnte die LCOY eher am Rande und während das Jubiläum des Oldtimer-Clubs die Titelseite schmückte, wurde in der kleinen Spalte über die LCOY kritisiert, dass sie in Präsenz statt digital stattgefunden habe. Meiner Empfindung nach, unabhängig davon, dass 1000 Menschen vor 1000 Rechnern an 3 Tagen wohl eher weniger klimafreundlich wären als wenn alle mit ÖPNV oder Fahrrad anreisen, war es gerade wichtig, dass sie in Präsenz stattfand-ich war dafür total dankbar und bin sehr froh, dass wir uns alle in echt gesehen haben, nicht nur auf dem Bildschirm. Wenn die Klimakrise und die ökologische Krise, die größten Krisen unserer Zeit, mit all den gigantischen Problemen, die sie mit sich bringen, es nicht rechtfertigen, dass sich 1000 junge Menschen an einem Ort treffen um diese Probleme anzugehen, dann weiß ich nicht, was sonst. Insbesondere politisch, aber auch gesellschaftlich passiert viel zu wenig und viel zu langsam und ich spreche sicher nicht nur für mich, wenn ich sage, dass es in mir unendliche Panik und Verzweiflung auslöst, wie wenig getan wird, während die Uhr unaufhörlich im Hintergrund tickt und bereits jetzt so viele Menschen im Globalen Süden unter den Folgen der Klimakrise leiden, 150 Arten pro Tag aussterben und in in Lützerath bald die Bagger anrücken, um jede Chance auf 1,5 Grad zunichte zu machen.
Umso mehr Grund, an LCOY 2023 teilzunehmen, oder? Hier findet ihr weitere Infos und könnt euch für den LCOY-Newsletter anmelden, um möglichst bald den nächsten Termin und Standort zu erfahren und wie ihr teilnehmen oder unterstützen könnt.Unten findet ihr noch einige Links und Infos zur LCOY.

Liebe Grüße an alle von der LCOY 2022 und wir freuen uns schon sehr auf nächstes Jahr!






Workshop zur Rolle und Verantwortung des Journalismus in der Klimakrise
WELTbewusst stellt Actionbound-Campus-Rallye vor
JANUN Lüneburg und BUJU zusammem auf dem Markt der Möglichkeiten
GreenpeaceJugend Insta-Aktion #lützibleibt
Inspiration im Open Space
Schlange stehen für's leckere vegane Essen
Applaus für's LCOY Team
Campus-Rallye QR-Code