Nach unserer ersten Kleidertauschparty standen Greta und ich vor einem riesigen Kleidungsstapel. Nachdem alle Besucher*innen gegangen waren, blieben uns 8 prall gefüllte blaue Säcke. Auf einmal standen wir vor der Aufgabe, diese Klamotten zu entsorgen.
Das nahmen wir zum Anlass, um uns mit der Altkleiderproblematik auseinanderzusetzen. Wir sahen, welches Ausmaß der Kleiderkonsum in Deutschland hat:
Ein Mensch in Deutschland produziert pro Jahr durchschnittlich 9kg Kleidungsmüll. Außerdem kauft er sich 10kg neue Kleidung, obwohl er mit im Schnitt 95 Kleidungsstücken im Schrank bereits mehr als genug hat. In Deutschland liegen eine Milliarde ungetragene Kleidungsstücke in den Schränken.
Wieder einmal merkten wir bei unseren Recherchen, dass die Kleidungsindustrie wahnsinnige Dimensionen hat.
Der Markt an Kleidung ist längst übersättigt. Und trotzdem, mit Marketingstrategien und immer neuen Sonderangeboten scheint die Kaufkraft der Kunden schier unendlich zu sein.
Und um Platz für Neues in dem bereits überfüllten Kleiderschrank zu schaffen, wird Vorhandenes ausgemistet. Wie komfortabel, dass Modehäuser wie H&M Sammelstellen für Altkleider anbieten. Und als Belohnung gibt es dann Rabatte beim Neukauf.
Doch ich kann es nur empfehlen, sich ein bisschen Zeit zu nehmen und über die Anbieter zu informieren.
H&M wirbt mit Recyclingprojekten, obwohl die gespendete Kleidung nur downgecycelt wird, z.B. zu Dämmmaterialien. Außerdem werden Teile der Kleidung verbrannt. Report Frontal 21
Der Aufwand für mich als Verbraucher ist nicht viel größer, wenn ich meine Kleidung zu einem seriösen Altkleidercontainer bringe. Bevor meine Kleidung aber in die Tonne wandert, sollte sie lieber auf dem Flohmarkt verkauft, an Freunde verschenkt, auf Kleidertauschpartys getauscht oder in lokale Initiativen gebracht werden.
Ich dachte immer, meine Altkleider aus dem Container werden an Bedürftige gespendet. Dies ist jedoch nur zum Teil richtig. Die Container sind überfüllt und es kommen zu viele Kleiderspenden an. Nur 10% der Kleidung werden als Spenden an Bedürftige gegeben (mehr Kleidung wird nicht gebraucht), ein kleiner Prozentsatz wird in Second Hand Läden in der EU verkauft, in den großen Sortieranlagen aussortierte Kleidung wird downgecycelt und ca. 40% der Kleidung wird exportiert. Längst sind Altkleider zur Ware geworden. Hilfsorganisationen spenden ihren Gewinne an gemeinnützige Projekte, aber es gibt auch Betrüger, die nur auf das schnelle Geld aus sind. (www.fairwertung.de)
In rauen Mengen gelangen die Altkleider zum Beispiel nach Ostafrika, hier wehrt sich die Ostafrikanische Gemeinschaft dagegen, denn die Altkleider schädigen die hiesige Wirtschaft.
Und da standen Greta
und ich nun. Wir beide wussten mehr über die Altkleiderproblematik
als zuvor und brachten unsere Säcke weg. Nachdem wir die Kleidung
nach ihrem zustand sortierten, brachten wir die Kleidung ins soziale
Kaufhaus „Zeughaus“, in den Tauschraum „Die Zwiebel“ und zum
Deutschen Roten Kreuz in die Kleiderkammer.
Wir haben uns weiter informiert und als zweite Veranstaltung eine Kleidertauschparty mit einem Vortrag zu der Altkleiderproblematik gemacht. Wir sind glücklich darüber, dass wir so unser Wissen mit anderen Menschen teilen konnten.